Funksteckdosen an der LOGO

Beim Hausbau habe ich darauf geachtet, dass überall dort wo später mal Bedarf an einer schaltbaren Steckdose sein könnte der Stromkreis mit 5-adrigem Kabel ausgeführt wird. Die 2 zusätzlichen Adern liegen erst mal ungenutzt in den Unterverteilern und können später dann durch Umklemmen an Steckdose und Verteiler schnell schaltbar gemacht werden. Leider habe ich nicht konsequent überall 5-adrig verkabelt sondern nur da wo ich dachte ich könnte es gebrauchen. Planung und Realität liegen im echten Leben leider manchmal etwas auseinander und so kam es, dass ich an Stellen, an die ich vorher nicht gedacht hatte, nun auch gerne über die Logo schaltbare Steckdosen wollte.

Idee: Fernbedienung zerlegen

Meine erste Idee war Standard-Funksteckdosen zu verwenden, die Fernbedienung zu zerlegen, Kabel anzulöten und an die LOGO anzuklemmen. Davon kam ich jedoch aus 2 Gründen wieder ab. Manche Funksteckdosen bieten zum Schalten eine Toggle-Taste auf der Fernbedienung. Damit kann ich allerdings meine „Alles-Aus-Funktion“ vergessen, da die LOGO nichts über den Status der Funksteckdose weiß und so im dümmsten Fall die Funksteckdose ein- statt ausschaltet. Andere Funksteckdosen-Systeme bieten dafür 2 getrennte Tasten „ein“ und „aus“. Wenn ich diese an die LOGO anschließen würde, bräuchte ich aber 2 LOGO-Ausgänge pro Funksteckdose, eine Verschwendung! Im Prinzip wollte ich also etwas, das eine Funksteckdose einfach parallel zu einem (1!) LOGO-Ausgang schaltet, sprich Flanken-getriggert arbeitet. Wechselt der LOGO-Ausgang von 0 nach 1 soll „ein“ gesendet werden, wechselt er von 1 nach 0 soll „aus“ gesendet werden, dazwischen bitte Funkstille!

Die Lösung: HomeMatic!

Nach langer Recherche habe ich etwas passendes gefunden: HomeMatic Schließerkontakt-Interface für Öffner und Schließerkontakte (HM-SCI-3-FM). Dieses kleine Gerät ist wie der Name schon sagt zum Anschluss externer Kontakte gedacht, in meinem Fall sind dies die Relais-Ausgänge der LOGO. Man kann damit bis zu 3 Aktoren des HomeMatic-Systems steuern und benötigt dazu dank Flankentriggerung auch nur 1 LOGO-Ausgang pro Aktor. Als Aktoren stehen neben der klassischen Funksteckdose als Zwischenstecker auch Unterputz-Schaltaktoren, Fenster-Antriebe, Türöffner usw. zur Verfügung.

Die Geräte können mittels der Anlernen-Funktion direkt miteinander verknüpft werden (keine CCU oder Konfigurationsadapter notwendig). Unglücklicherweise sendet der SCI-3-FM in Standardkonfiguration beim Öffnen der Kontakte (also beim Wechsel des LOGO-Relais-Ausgangs von 1 auf 0) den Befehl „ein“ und beim Schließen „aus“, also genau umgekehrt wie man es erwarten würde. Das lässt sich natürlich über das LOGO-Programm invertieren. Wenn es dennoch stört, dass das LOGO-Relais ständig angezogen bleibt, wenn die Funksteckdose aus sein soll, kann sich einen HomeMatic Konfigurationsadapter (USB oder LAN) besorgen und damit das Verhalten direkt im SCI-3-FM invertieren.

Ein kleiner Hinweis noch zum Thema „Alles-Aus-Funktion“. Wenn man die Funksteckdose über eine HomeMatic Fernbedienung, eine direkte Kopplung an einen HomeMatic Sensor oder manuell über die Taste an der Funksteckdose schaltet, dann führt dies zu einem nicht synchronen Zustand in der LOGO, da diese von der Zustandsänderung nichts mitbekommen hat. Beispiel: ich schalte die Funksteckdose über die LOGO aus. Nun schalte ich sie manuell über die Taste an der Funksteckdose ein. Ich verlasse das Haus und möchte über die Alles-Aus-Funktion alle Geräte ausschalten. Der LOGO-Ausgang ist aber bereits aus, es gibt also keine Flanke die vom SCI-3-FM bemerkt wird und die Funksteckdose wird folglich nicht ausgeschaltet. Funksteckdose und LOGO-Ausgang sind somit nicht synchron. Immerhin stellt sich die Synchronität beim nächsten Schaltvorgang über die LOGO automatisch wieder her, ein Vorteil gegenüber den Eingangs angeprangerten Standard Toggle-Funksteckdosen. Dennoch rate ich dazu die Funksteckdose nur über die LOGO zu schalten. Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit der gefundenen Lösung.

Leider sind die HomeMatic Komponenten meiner Meinung nach stark überteuert. Eine einzelne Funksteckdose kostet ca. 40 EUR. Dafür gibt’s beim Discounter schon 8 Stück mit 2 Fernbedienungen. Das SCI-3-FM schlägt nochmal mit ca. 35 EUR zu buche. Klar kann das HomeMatic System mit Bidirektionalem Protokoll mehr als die Baumarkt-Funksteckdosen. Auch im Punkt Ausfallsicherheit und Zuverlässigkeit ist es das bessere System. Aber die Preise sind trotzdem ganz schön happig. Ein komplettes Haus würde ich damit nicht automatisieren, aber zur Ergänzung der bestehenden Kupfer-Installation durch einige wenige Funk-Komponenten ist es verschmerzbar.

Ausblick

Ich arbeite gerade daran den SCI-3-FM überflüssig zu machen und durch eine Software-Lösung zu ersetzen. Zur Konfiguration der HomeMatic Geräte habe ich nämlich bereits einen LAN-Konfigurationsadapter zu Hause. Wer sich im HomeMatic Umfeld etwas auskennt hat evtl. schon von dem Projekt „FHEM“ (Freundliche Hausautomatisierung und Energie-Messung) gehört. Dabei handelt es sich um einen kleinen in Perl geschriebenen Server für die Hausautomatisierung, der z.B. auch auf dem Raspberry Pi läuft. FHEM kann direkt den LAN-Konfigurationsadapter ansprechen und so alle HomeMatic Komponenten steuern.

Ich habe nun meine Middleware LogoControl dahingehend erweitert, dass diese Daten direkt an FHEM senden bzw. von FHEM empfangen kann. Sprich: in der LOGO setze ich irgendwo im VM-Speicher ein Bit auf 1, LogoControl bekommt dies mit und triggert ein Kommando an FHEM. Oder: FHEM bekommt ein Event, sendet dies an LogoControl, diese setzt ein Bit in der LOGO und das dortige Schaltprogramm kann darauf reagieren. Damit kann ich nun beliebig viele Funksteckdosen anbinden ohne einen LOGO-Ausgang zu verschwenden! Der Prototyp funktioniert bereits. Wenn alles klappt fliegt der SCI-3-FM langfristig raus.

Update: Es hat geklappt! Der SCI-3-FM liegt nun unbenutzt im Schrank. Für eine rein hardwareseitige Lösung kann ich ihn allerdings immer noch empfehlen. Wer aber bereits eh LogoControl im Einsatz hat sollte sich diese Lösung einmal anschauen.